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Buchbesprechung Nassauische Annalen  - Dr. M. Weidenfeller über RITTWEGER, H. (1997): Spätquartäre Sedimente im Amöneburger Becken

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Buchbesprechung Nassauische Annalen  - Dr. M. Weidenfeller über RITTWEGER, H. (1997): Spätquartäre Sedimente im Amöneburger Becken

Amöneburger Becken

 

 

Landschaft - Natur - Geschichte

 

 

 

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Buchbesprechung (Dr. M. Weidenfeller) Nassauische Annalen 112 (2001): 583-584

 

Holger Rittweger: Spätquartäre Sedimente im Amöneburger Becken.

 

 

 

 

 

Holger Rittweger: Spätquartäre Sedimente im Amöneburger Becken. Archive der Umweltgeschichte einer mittelhessischen Altsiedellandschaft. Wiesbaden: Selbstverlag des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen 1997. X u. 242 S. m. zahlr. Abb. (Materialien zur Vor- und Frühgeschichte von Hessen, Bd. 20) Geb. DM 85,-.


Die Publkation von Holger Rittweger beschreibt die spätpleistozäne und holozäne Entwicklungsgeschichte in einer mittelhessischen Altsiedelandschaft, dem Amöneburger Becken, Im Vordergrund stehen dabei die Untersuchungen der Sedimente, Floren und Faunen. Die Arbeit gliedert sich in 7 Kapitel. Nach der Einleitung, die den aktuellen Forschungstand diskutiert sowie Aufgabenstellung und Ziele definiert, folgt die Methodenbeschreibung. Bereits hier wird deutlich, welch weitgefächertes Untersuchungsspektrum angewendet wurde, um einen möglichst umfassenden und zeitlich hoch auflösenden Überblick über die Landschaftsentwicklung der letzten 15.000 Jahre zu gewinnen. Insbesondere die Radiokarbondatierungen und Pollenanalysen stützen die an Schürfen und Bohrungen ermittelten Befunde.

 

Die Untersuchungen wurden in ausgewählten, kleinräumig abgeriegelten Sedimenteinzugsgebieten durchgeführt, deren Lage, geologische Ausstattung sowie standortökologische Eigenschaften dagestellt werden. Die bearbeiteten Profile bilden die Grundlage für die Deutung der Paläogeographie, die Verf. zum einen nach sedimentologischen, bodenkundlichen und paläobotanischen Gesichtspunkten, zum anderen nach der kulturellen Entwicklung gliedert. Diese scheinbare Inkonsequenz ist durchaus sinnvoll, bezieht sie doch den Menschen als Teil des Naturhaushaltes in die spätquartäre  Entwicklung mit ein.

 

Bemerkenswert ist das umfangreiche Literaturverzeichnis. Auf besonderes Interesse dürfte der im Anhang aufgeführte Katalog der subfossilen Tier- und Pflanzenreste und das Register der wissenschaftlichen Pflanzen- und Tiernamen stoßen. Es erlaubt dem botanisch oder zoologisch Interessierten einen direkten Zugang zu den vom Verf. bestimmten Arten. Die auf der letzten Seite platzierte chronologische Übersicht über Zeiten, Epochen und Kulturen wäre sicherlich schon zu Beginn des Hauptkapitels zu stellen, um auch dem quartärgeologisch weniger bewanderten Leser die Orientierung zu erleichtern. Fotografien und rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen von Pollen, Sporen, Mollusken und weiteren Großresten runden die Publikation ab.

 

In der vofiegenden Arbeit konnte Verf. nachweisen, daß sich am Ende der letzten Eiszeit im Kerngebiet des Amöneburger Beckens mehrere voneinander getrennte keine Seebecken entwickelten. Die in der Alleröd-Zeit entstandenen Torf- und Kalkmudden dürfen für Hessen als Neuentdeckung gelten. Darüber hinaus konnte Verf. belegen, daß die Landschaft während den Interstadialen am Ende der letzten Eiseit waldsteppenartigen Charakter besaß. Eine geschlossene Bewaldung schließt er aus. Von besonderer Bedeutung ist der Nachweis, daß sich der Schwarze Auenboden“ erst am Ende des Boreals und im Atlantikum und nicht, wie vielfach dargelegt, im Frühholozän gebildet hat. Verf. bezeichnet ihn als archäologischen Leithorizont, da er in den Auenprofilen eine bis dato noch gering beeinflußte Naturlandschaft markiert. All jüngeren Sedimente sind durch die Einflußnahme des Menschen in den Naturhaushalt geprägt. Die Detailuntersuchungen brachten Erkenntnisse zur Besiedlungsgeschichte der Flußtäler und erlauben Aussagen über die mögliche Ursache für die Entstehung mittelalterlicher Ortswüstungen und der neuzeitlichen Veränderung der Lebensräume im Amöneburger Becken.

 

Zusammenfassend betrachtet hat Verf. eine Arbeit vorgelegt, die eine weitere Lücke unserer Vorstellung über de jüngste geologische Vergangenheit in Mittelhessen schließt. Sie spricht damit sowohl den Quartärgeologen wie auch den Paläobotaniker und Archäologen an. Für die Rekonstruktion der Landschafts- und der Kulturlandschaftsentwicklung des Amöneburger Beckens ist sie als Grundlagenarbeit zu werten, die als Vorbild für ähnliche Untersuchungen in anderen Landschaftsräumen gelten kann.

 

Michael Weidenfeller

 

 

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aus dem Inhalt:

Abb. 29 und Tafeln I, IV und XIII

 

 

Tafel I:  Pollen. Älteste Tundrenzeit - Allerödzeit

( u. a.: Gentiana pneumonanthe (Lungen-Enzian) -T; Patinaca sativa (Patinak) -T.; Bupleurum falcatum (Sichel-Hasenohr) -Gr.; Betula nana (Zwergbirke) -T. ; Helianthemum (Sonnenröschen) -T )

 

       

Tafeln IV u. XIII:  Großreste. Spätglazial - Mittleres Holozän

( u. a.: Pupilla loessica (Löss-Puppenschnecke); Pisidium obtusale (Stumpfe Erbsenmuschel); Vertigo  genesii (Blanke Windelschnecke); Iliocypris gibba; Juncus acutiflorus (Spitzblütige Binse ; Origanum vulgare (Gemeiner Dost)  )

 

 

 

 

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letzte Aktualisierung

04.11.2024