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 Basalt im Westerwald - Vulkan-Spuren im Geopark Westerwald-Lahn-Taunus - Spuren der Urzeit - Geotope - Archive der Naturgeschichte

 

- Spuren der Urzeit - Geotope - Natur und Geschichte -

 

 

 

 

 

Basalt im Westerwald

  

Vulkan-Spuren

 

im Geopark

Westerwald-Lahn-Taunus

 

 

 

Hintergrund: Basaltfelsen der "Wildweiberkirch" bei Waldbrunn-Hausen / Westerwald

 Basalt im Westerwald - Vulkan-Spuren im Geopark Westerwald-Lahn-Taunus - Spuren der Urzeit - Geotope - Archive der Naturgeschichte

Basalt ist ein vulkanisches Ergussgestein (Lava), das entsteht, wenn dünnflüssiges, kieselsäurearmes Magma an der Erdoberfläche austritt oder oberflächennah in Hohlräume eindringt und dort erkaltet. Während die weltweit vorkommenden dunkelgrauen bis blauschwarzen Steine auf den ersten Blick recht einheitlich erscheinen, zeigt sich bei genauerer Analyse selbst kleinräumig eine große Bandbreite in der chemischen Zusammensetzung. Als Hauptbestandteile sind die Mineralien: Plagioklas, Pyroxen, Olivin, Magnetit sowie Augit und Quarz zu nennen.

Die Westerwälder Basalte datieren großenteils in das Obere Oligozän (mittleres Tertiär) und sind damit rund 25 Millionen Jahre alt. Ausgelöst wurde der Basalt-Vulkanismus durch die Kollision der afrikanischen Platte mit dem europäisch-asiatischen Kontinent. Dies wirkte sich bis in den Westerwald aus; es bildeten sich tiefe Spalten in der Erdkruste, in denen Magma nach oben dringen konnte.

               

      Basalt-Säulen an der Dornburg bei Frickhofen                    Massive Basaltfelsen. Die sagenumwobene                 Basalt-Säulen am Druidenstein bei Herkersdorf,

                                                                                                             "Wildweiberkirch" bei Waldbrunn-Hausen                                     Landkreis. Altenkirchen

                                     

Je nach Geschwindigkeit und Richtung der Abkühlung sowie der einhergehenden Schrumpfung und dadurch bedingten Rissbildung kann die Basalt-Lava unterschiedliche Formen aufweisen. Ein sehr auffallendes und häufig zu beobachtendes Phänomen ist die Entwicklung von sogenannten „Basalt-Säulen“, die im Idealfall einen sechsseitigen Umriss zeigen. Sie entstehen aufgrund von Schrumpfungsprozessen mit  überwiegend senkrechten Spannungen bei langsamer Abkühlung und Auskristallisation (meist in größerer Tiefe eines Lava-Sees). Daneben treten aber auch massive Bänke (s.o. "Wildweiberkirch") sowie seltener auch schichtig-plattig abgesonderter Basalt zu Tage (z.B. am Heispel bei Elsoff). Dies deutetet auf raschere Abkühlung, z.B. Nahe der ehemaligen Oberfläche, wo die Wärme durch Luftturbulenzen schneller abgeführt werden konnte. Die plattigen Strukturen sind somit als Ergebnis der mit der schnelleren Erkaltung einhergehenden überwiegend horizontalen Scherspannungen (bzw. Rissbildungen) zu betrachten.

Neben den auf großer Fläche vorhandenen Lava-Decken zeugen mächtige Asche-Lagen (Tuffe) zudem von explosivem Vulkanismus. Dabei wurden mitunter auch größere Lava-Fetzen ausgeworfen, die mancherorts als rundlich verwitterte sogenannte „Basaltbomben“ erhalten geblieben sind. Neben den typischen, sehr dichten Basalten erstarrte die Lava an einigen Stellen auch zu sog. Blasen-Basalt, dessen Entstehung auf Gas-Einschlüsse im Zuge der Erkaltung zurückzuführen ist. Aufgrund des blasig-schaumigen, dem Lungengewebe ähnlichen Erscheinungsbildes wird er bisweilen auch als "Lungstein" bezeichnet.

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Blasen-Basalt ("Lungstein") auf ortstypischem Basalt-Naturstein-Pflaster.   Horizontal gelagerte Basaltsäulen an einer Basaltdecken-Stufe 400m südl. "Wildweiberkirch"

                       (Fundort d. Blasen-Basalts: s. Bild rechts)                                   bei Waldbrunn-Hausen (Geo-Exkursion mit der Grundschule Hausen im Oktober 2012)

                              

Die morphologische Härte der großflächig entstandenen Basaltdecken hat die liegenden, überwiegend gering verfestigten Tertiär-Gesteine (Tone, Braunkohlen, Kiese, Tuffe etc.) vielerorts vor der vollständigen Abtragung bewahrt. Die darin erhaltenen Fossilien (Pollen, Samen, Früchte etc.) informieren über das Aussehen der damaligen Landschaft. Besonders bemerkenswert sind mehrere  unterhalb des Basaltes entdeckte Ölschiefer-Vorkommen (sog. Schwarzpelit), z.B. am Stöffel bei Enspel (s.u.) oder im Basaltbruch Birkenheck bei Elbtal-Elbgrund, mit teils herausragender Fossilerhaltung (u.v.a. Pflanzen, Insekten, Fische, Krokodile). Sie  erlauben einzigartige Einblicke in die Ökologie vor ca. 25 Millionen Jahren. Da die oberen Schichten des Ölschiefers deutliche Spuren der Hitzeeinwirkung erkennen lassen, sind für die damalige Umwelt dramatische Ereignisse belegt: Die Lava floss in ehemalige, von subtropischem Urwald umgebene Seen, deren vielfältige Tier- und Pflanzenwelt auf einen Schlag vernichtet wurde.

Dass daneben aber auch die gesamte Region immer wieder von katastrophalen vulkanischen Ereignissen betroffen wurde, ist allein schon an der Ausdehnung der Basalt-Ergüsse abzulesen. Während im Hohen und Höheren Westerwald eine nahezu geschlossene Basaltdecke vorzufinden ist, löst sich diese in den Randbereichen, z.B. zum Limburger Becken hin, immer mehr zu einzelnen Kuppen und kleinen Bergrücken auf. Als Beispiele seien der Almerskopf bei Barig-Selbenhausen, der Steinbühl bei Weilburg-Odersbach, die Dornburg zwischen Frickhofen und Wilsenroth, das Heidenhäuschen zwischen Oberzeuzheim und Steinbach, der Galgenberg bei Hadamar, der Käfern-Berg bei Ahlbach, der Hellers-Berg zwischen Thalheim, Molsberg und Niederzeuzheim sowie der Honigwald und der Hirschberg bei Waldbrunn-Ellar genannt. Sie verleihen der Landschaft ein eigenes charakteristisches Gepräge, für die der Begriff "Kuppen-Westerwald" die wohl treffendste Beschreibung liefert.

     

Typische Basaltkuppe im "Kuppen-Westerwald": Der Hirschberg bei Waldbrunn-Ellar          Die an den Hängen häufig zu beobachtenden Basalt-Blockhalden gehen auf

                                                                                                                                                 eiszeitliche Formungs-Prozesse zurück (Dornburg bei Frickhofen).     

                                     

Die entsprechenden in den geologischen Karten wie "Basalt-Inseln" wirkenden Vorkommen sind sämtlich als Erosions-Reste ehemals sehr viel ausgedehnterer glühender Lava-Ströme zu verstehen, die der anschließenden, Jahrmillionen währenden Verwitterung und Abtragung bis heute widerstanden haben. Nicht selten verbergen sich ehemalige Förderschlote unter diesen Kuppen. Zum Teil reichten diese ursprünglich gar nicht bis zur damaligen Oberfläche, sondern wurden erst später im Zuge der nachfolgenden Erosion als "Härtlinge" aus den umliegenden Schichten herauspräpariert.

Die an den Flanken der Basalt-Erhebungen häufig zu beobachtenden Blockhalden bzw. "Block-Meere" (bei größerer Ausdehnung) sind auf periglaziale Formungsprozesse während der letzten Eiszeit (Frost-Sprengung und Auswehung des Feinbodens)  zurückzuführen. In einer Blockhalde an der Dornburg bei Frickhofen ist aufgrund von speziellen Luftströmungen ein besonderes geophysikalisches Phänomen zu beobachten, das als "Ewiges Eis" bezeichnet wird. Während der Wintermonate führt die durch die zahlreichen Klüfte zirkulierende Luft zu starker Auskühlung und tiefreicher Eisbildung am Haldenfuß. Noch vor wenigen Jahren war hier in einem künstlich angelegten Stollen bis in den Frühsommer hinein Eis und Schnee zu beobachten. Infolge der zunehmend schneearmen, milden Winter ist dieses interessante Phänomen inzwischen jedoch leider nur noch in Ausnahmejahren zu sehen.

            

Basalt-Steinbrüche Dornburg bei Frickhofen und Birkenheck bei Elbtal-Elbgrund im Jahr 2004. Die Basalt-Säulen sind im       Plattig abgesonderter Bassalt diente schon

Hangenden von mehrere Meter mächtigen Aschelagen bedeckt. Im Liegenden des Elbgrunder Basaltes ist ein Ölschiefer         unseren Vorfahren in der Jungsteinzeit vor

erhalten, der durch herausragende Fossilerhaltung gekennzeichnet ist. Im stillgelegten Steinbruch an der Dornburg lassen          rund 5.000 Jahren zum Bau von Grab-

einige im Abraum im Jahr 2004 entdeckte laminierte Sediment-Brocken vermuten, dass auch auf dieser Seite des                      anlagen. Steinkammergrab bei Hadamar-

Elbbachtales mit vergleichbaren fossilführenden Schichten unter den Basalten zu rechnen ist.                                                     Niederzeuzheim (Steinzeitprojekt mit der

                                                                                                                                                                                             Grundschule Niederzeuzheim 2006).     

 

Einige Basalt-Intrusionen und Härtlingszüge wurden im Laufe von Jahrmillionen zu eigenartigen, die Phantasie anregenden Steingebilden geformt (s. z.B. die "Botterweck" bei Rennerod oder die "Wolfssteine" bei Bad Marienberg), um die sich zahlreiche Sagen und Legenden ranken. In Hohlräumen und Spalten, die regelmäßig an verstürzten Felsen im Bereich von Basaltdecken-Stufen zu beobachten sind (s. z.B. Bild oben: die "Wildweiberkirch", Wahrzeichen von Waldbrunn-Hausen) sollen z.B. die "Wilden Weiber" und andere Fabelgestalten hausen.

Stößt man in alten Flurkarten auf die Flurbezeichnung "Hohler Stein" weist diese jedoch nicht selten auf künstlich geschaffene Hohlräume hin (z.B. im Wald zwischen Langendernbach und Waldbrunn-Hausen): unentdeckte oder vielfach bereits wieder zerstörte Steinkammergräber der Megaltih-Kulturen aus der Jungsteinzeit (Neolithikum). Dank des Engagements einiger rühriger Bürger konnte eine solche Grabanlage bei Hadamar-Niederzeuzheim am Ort erhalten und rekonstruiert werden.  Sowohl für die Seitenwände als auch für die Abdeckung wurden hier große Basaltplatten verwendet, die aus größerer Entfernung - möglicherweise vom ca. 2 km entfernten Heidenhäuschen bei Oberzeuzheim - herantransportiert werden mussten.

Basalt diente in der Jungsteinzeit daneben auch als Ausgangsmaterial für verschiedene Werkzeuge: vor allem in geschliffener Form als Einsätze von Dechseln, Steinbeilen und -Äxten. Daneben sind - wenngleich selten - auch altsteinzeitliche Artefakte aus Basalt bekannt geworden.

       

Geo-Exkurisonen zu Basalt-Vorkommen im Landkreis Limburg-Weilburg (Dornburg-Dorndorf, Waldbrunn-Hausen und Weilburg-Oderbach (2004,2009,2012)

                                     

Häufig sind aber auch deutlich jüngere "Artefakte" zu finden. Wer  die Abraumhalden in alten Steinbrüchen genauer in Augenschein nimmt und sich mit dem Werkstoff Stein ein wenig auskennt, der wird dort viele tausende (künstliche) Basalt-Splitter mit typischen Schlagwellen und -buckeln (Abschläge) erkennen, die sämtlich von Hand, d.h. mit einem Hammer, von "Pflastersteinmachern" abgeschlagen wurden. Die alte, heute kaum noch bekannte Berufsbezeichnung für solche Pflasterstein-Schläger ist "Kipper". Sie saßen bei Wind und Wetter in sog. "Kipper-Buden" (Holzverschlägen) und schlugen tagein tagaus Pflastersteine aus den groben Felsblöcken.

Neben der interessanten naturgeschichtlichen - haben die Westerwälder Basalte somit schließlich auch eine besondere kultur- und sozialgeschichtliche Bedeutung. Sie fanden schon in der Steinzeit Verwendung und sind seit mehr als 100 Jahren Grundlage einer umfangreichen Hartsteinindustrie, die das Landschaftsbild an vielen Orten nachhaltig verändert hat. Lag der Schwerpunkt zu Beginn des Abbaus noch auf der Gewinnung von Basaltsäulen sowie der Herstellung von Pflaster- und Bruchsteinen (z.B. zur Hausfundamentierung oder zum Deichbau an der Nordsee), gewann nachfolgend die Produktion von Schotter und Splitt für den Gleis- und Straßenbau zunehmend an Bedeutung. Zahlreiche aufgelassene Steinbrüche zeugen heute von harter körperlicher Arbeit, mit der das Einkommen vieler einheimischer Familien gesichert wurde.

© Dr. H. Rittweger / MObiles LAndschaftsMUseum 2012

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04.11.2024