Initiativgruppe

GeoPark Westerwald-Lahn-Taunus

Auf dem Weg zum Geopark
(Quelle: Nassauische Neue Presse 28.08.2007)

Nassauer Land. Seit einiger Zeit befasst sich eine Initiative, bestehend aus Vertretern der Wissenschaft, von Vereinen, aus Verwaltung und Politik, mit der Gründung eines Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus. Die Initiative arbeitet in Hessen und Rheinland-Pfalz, in den Landkreisen Limburg-Weilburg, Lahn-Dill und Westerwald. Weitere Landkreise werden wahrscheinlich dazu stoßen. Auf der Ebene der Landesregierungen fanden bereits die ersten Gespräche statt, von denen deutlich positive Signale in Richtung eines Geoparks ausgingen, teilt die Initiative mit. 

In einer offenen Informationsveranstaltung werden am Dienstag, 4. September, um 19.30 Uhr, in der König-Konrad-Halle in Villmar, die Geopark-Initiative, Staatssekretär Karl-Winfried Seif (CDU) aus dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie Vertreter des Geoparks Bergstraße-Odenwald über die Chancen des Geoparks berichten. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

„Steinreiches“ Land mit vielen Eigenarten

Die Region Westerwald-Lahn-Taunus ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „steinreiches“ Land. Die Schönheit und Eigenart der Landschaften begeistern. Nicht nur Wissenschaftler und Natur liebende Menschen empfinden Freude und Neugier beim Blättern im „Buch der Erdgeschichte“. Auch viele Familien mit Kindern suchen bewusst das spannende Entdecken und Erleben verborgenen Wissens über die „Steinzeit“ unseres Planeten. 

Möglichkeiten hierzu bietet ein Geopark. In ihm werden Dokumente einer hunderte Millionen Jahre alten Erdgeschichte mit einem archäologischen, historischen und kulturellen Erbe regionaler und überregionaler Bedeutung auf anschauliche Weise zusammengeführt. All diese Sehenswürdigkeiten könnten, soweit sie repräsentativ für die Landschaft und ihre geologische Entstehungsgeschichte sind, öffentlich zugänglich sein. Um dieses natur- und kulturhistorische Erbe und damit die Bedeutung geologischer Prozesse für unser tägliches Leben einer breiten Öffentlichkeit bewusst und erlebbar zu machen, soll im Geopark vielfältiges Engagement unterschiedlicher Institutionen der Wirtschaft sowie der Kommunen zielgerichtet zusammengeführt werden. 

Im Vordergrund steht dabei das aktive „Erleben“ der in einem Netzwerk miteinander verknüpften Landschafts- und Kulturthemen eines klar abgegrenzten und hinreichend großen Gebietes. Durch die so neu kombinierten und erschlossenen Potenziale erweiterter Freizeitgestaltung und Erholung soll die touristische Attraktivität der Region merklich erhöht und die regionale Identität gestärkt werden. Beispielgebend ist hier vor allem das hohe Engagement vieler lokaler Gruppen und Einzelpersonen, wie die Erfahrungen in anderen Regionen zeigen. 

Ein Geopark ist keine rechtsverbindliche Schutzkategorie wie etwa ein National- oder Naturpark. Der Schutz des geowissenschaftlichen Naturerbes durch „sanften“ Tourismus zeigt, dass sich Ökonomie und Ökologie im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung nicht ausschließen, sondern sich gegenseitig fördern, denn gerade die regionale, klein- und mittelständische Wirtschaft profitiert von diesem touristischen Kapital. 

Im Rahmen einer damit verbundenen Umweltbildung werden Kinder wie auch Erwachsene in geeigneter Weise an die vielfältigen Themen herangeführt. Auch hier spielen Geoparks eine zentrale Rolle: Geführte oder individuelle Ausflüge und öffentlichkeitswirksame Aktionen werden auf die jeweiligen Bedürfnisse der Zielgruppen zugeschnitten. Somit wird der Grundstein für eine nachhaltige Entwicklung der Region im Sinne der Agenda 21 gelegt. 

Einblick in die Erdgeschichte 

Die Lahn, heute eine der bedeutendsten hessischen Tourismusregionen, verbindet Westerwald und Taunus. Für beide Mittelgebirge, die sich im 19. Jahrhundert als aufblühende Montanreviere entwickelten, stellte die Lahn ein wichtiges Transportmedium dar. Erze, Steine und Holz von beiden Seiten der Lahn wurden verschifft – Bodenschätze, deren Abbau in Westerwald und Taunus es uns heute an vielen Stellen möglich macht, tiefe Einblicke in die Erdgeschichte nehmen zu können. Dazu muss man aber die Spuren lesen können, bislang oftmals ein Privileg von Bergleuten und ein paar wenigen Beschlagenen. Aber das soll sich schon bald ändern. Denn Westerwald und Taunus halten eine große Menge an geologischen und bergbaulichen Highlights bereit. So haben unter anderem Vulkanausbrüche gewaltigen Ausmaßes und langer Dauer das als Geopark vorgesehene Areal geprägt. Das Gebiet lag einst inmitten eines riesigen Meeresbeckens, aus dem große Vulkane emporwuchsen. So entstand vor 380 Millionen Jahren eine Südseelandschaft mit großen Riffen und Atollen. Diese und die nachfolgenden erdgeschichtlichen Entwicklungen bildeten die Grundlage für alle Bergbauaktivitäten der Menschen, die sich auf die Gewinnung von Lahn-Marmor, Kalk, Ton, Basalt, Schiefer und Eisenerz richteten. Diese Dimensionen der Erdgeschichte können im Nachhinein erfahren und erwandert werden. 

Zugleich gibt es in der Region unzählige Zeugnisse menschlicher Siedlungen und Lebensweisen: Es lässt sich ablesen, wie Menschen unter den harten Lebensbedingungen der Eis- und Steinzeit gelebt und überlebt haben. Die Kelten haben ihre befestigten Städte errichtet, und die Römer bauten den Limes als Grenzwall. Die Christianisierung und die Kirche im Mittelalter und der frühen Neuzeit haben zahlreiche prachtvolle Bau- und Kunstdenkmäler erhalten. (nnp)

Vieles ist schon da, einfach erleben

Nassauer Land. Ein paar der geologischen Highlights, die den Blick sowohl in die Erdgeschichte, als auch in die Geschichte des Wirtschaftens des Menschen und der Kultur erlauben. Die Sehenswürdigkeiten befinden sich im Landkreis Limburg-Weilburg, im Westerwaldkreis und im Lahn- Dill-Kreis. 

Natur- und Kulturdenkmal Unica-Bruch Villmar: Einblick in die Zeit von vor 380 Millionen Jahren, als Korallen- und Schwammriffe das Material bildeten, das im vergangenen Jahrhundert als Lahn-Marmor weltweit verbaut wurde. 

Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg: Historische Bauwerke, eine geologisch/bergbauliche sowie vor- und frühgeschichtliche Abteilung, ländliche Kultur und Handwerk, wechselnde Ausstellungen. 

Besucherbergwerk Grube Fortuna in Solms: Atemberaubende Einblicke in das Innerste der Erde. Unter Tage wird der Abbau von Eisenerz und die harte Arbeit der Bergleute gezeigt. 

Basaltplateau der Dornburg: Wie die Kelten in den Jahrhunderten vor Christi Geburt lebten, lässt sich in der ehemaligen Keltenstadt nahe Frickhofen erahnen. Die Höhensiedlung ist von einem in Teilbereichen gut erhaltenen Ringwall umgeben. 

Stöffel-Park bei Enspel befindet sich im Aufbau, ist dennoch zugänglich. Ein eindrucksvolles Denkmal der Basalt verarbeitenden Industrie vom Anfang des letzten Jahrhunderts sowie eine Fossilienlagerstätte von internationaler Bedeutung. 

Museum „Zeitsprünge“ in Breitscheid-Erdbach ermöglicht einen besonderen Einblick in die lokale Erdgeschichte.: Fossilien des, Höhlenfunde, Mineralien und Relikte menschlicher Besiedlung. Ein Karst-Lehrpfad führt auf festen Wegen zu 15 Stationen erdgeschichtlicher Besonderheiten wie Höhlen, Erdfällen, Bachschwinden und Schluchten. 

Felsformationen des Kegelkarstes von Hofen (bei Runkel) entstanden aus einem ehemaligen Korallenriff. Durch Bergbau-Aktivitäten wurden hier bizarre, erdpyramidenähnliche Formen freigelegt. 

Tonbergbaumuseum Siershahn bietet Einblicke in die Geologie von Tonlagerstätten und die Geschichte des Tonbergbaus. Für die kleinen Besucher gibt es eine Museumsbahn. 

Kubacher Kristallhöhle bei Weilburg: einzige Kristallhöhle in Deutschland und besitzt mit 30 Metern die höchste Halle aller deutschen Schauhöhlen. Neben einem Café gibt es auch ein Freilicht-Steinmuseum. 

Keramikmuseum Westerwald in Höhr-Grenzhausen: Auf mehr als 1500 Quadratmeter Fläche werden Arbeiten aus der Geschichte der Keramik in der Kannenbäckerregion gezeigt. (nnp)

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01.10.2014