Jungsteinzeit in Bad Camberg

    Notbergung ehrenamtliche Bodendenkmalpflege Kreis Limburg-Weilburg    


     

Eilige Spurensuche: 

Bad Camberg vor 7000 Jahren

                Archäologen entdecken Hinweise auf Besiedelung in der Jungsteinzeit         

Quelle:  Lokalanzeiger / Lahnpost 13. April 2005

-mba- BAD CAMBERG. Schon 7000 Jahre vor unserer Zeit lebten in der Nähe der heutigen Kurstadt Bad Camberg Menschen. Das geht aus einigen bemerkenswerten Funden hervor, die vor kurzem das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zogen. Der ehrenamtliche Kreisarchäologe Dr. Holger Rittweger konnte zusammen mit dem Verein historisches Camberg trotz schwieriger Umstände Spuren einer steinzeitlichen Siedlung retten und dokumentieren.


Ort der bemerkenswerten Entdeckung: Das Baugelände am Ortseingang von Bad Camberg am Kreisel Beuerbacher Landstraße. Wie so oft boten dunkle Bodenverfärbungen ein erstes Indiz dafür, dass möglicherweise Reste vergangener Besiedelung zu finden seien. Das "Adlerauge" hatte der Hobbyarchäologe Klaus Kraft vom Verein Historisches Camberg. Er konnte einige Keramikscherben bergen, die erlauben, diese Funde dem Alt- bis Mittelneolithikum (= ältere bis mittlere Jungsteinzeit) um 5.000 v.Chr. zuzuordnen. In dieser Phase traten in unserem Raum die ersten Ackerbauern auf. 

"Bedauerlicherweise waren nicht schon im Vorfeld baubegleitende archäologische Untersuchungen gefordert, so dass die Funde zum Teil schon zerstört waren und nicht mehr angemessen dokumentiert werden konnten, beklagt Dr. Rittweger. Weil sich die zuständige Bezirksarchäologin Frau Dr. Schade-Lindig (Wiesbaden) zu diesem Zeitpunkt im Urlaub befand und es aufgrund der dünnen Personaldecke im Landesamt für Denkmalpflege nicht möglich war, eine spontane Notgrabung in die Wege zu leiten, wurde der ehrenamtliche Kreisarchäologe Dr. Holger Rittweger (Waldbrunn) um Hilfe gebeten. 

 

Eine von Dr. Rittweger zunächst vorgeschlagene Beauftragung einer ausgewiesenen Grabungsfirma konnte gleichermaßen nicht realisiert werden. So blieb nur "ein rasches Handeln auf dem kleinen Dienstweg", so Rittweger. In einer gemeinsamen Aktion mit ständigem Telefonkontakt zwischen Herrn M. Weber (Untere Denkmalschutzbehörde im LandkreisLimburg-Weilburg), Herrn W. Lottermann (Vorsitzender des Vereins Historisches Camberg) und Dr. G. Schwitalla (Landesamt für Denkmalpflege Wiesbaden) konnten so unter Anleitung von Dr. Rittweger einige der Befunde zumindest gezeichnet, fotographiert und geschnitten werden. 

 

Zur Unterstützung der Arbeiten stellte die Stadt Bad Camberg freundlicherweise einen Kleinbagger zur Verfügung und half auch bei der Vermessung. Nach genauer Festlegung des weiteren Vorgehens konnten so am darauf folgenden Wochenende einige weitere Befunde unter Beteiligung zahlreicher ehrenamtlicher Helfer aus Bad Camberg dokumentiert werden. 

 

"Zusammen mit mit Herrn Kraft habe ich zunächst den wichtigsten Befund: eine etwa 30 Meter lange Grube maßstabsgerecht auf Milimeter-Papier festgehalten. Bei einer durchschnittlichen Breite um 1,5 Meter handelt es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um einen Teil eines Graben-Systems, das einst ein größeres Siedlungsareal umgab", so der ehrenamtliche Kreisarchäologe. 

 

Darüber hinaus dürfe man nicht vergessen, dass diese Funde aus einer Zeit stammten, für die es überhaupt keine schriftlichen Zeugnisse gibt. Sie seien damit die einzigen verfügbaren Informationsquellen für eine Epoche, als bei uns die Grundlagen für eine auf Ackerbau und Viehzucht ruhende Wirtschaftsweise gelegt wurden. Durch die Auswertung der verkohlten Pflanzenreste könnte der in den Gruben befindliche "Dreck" sogar etwas über die Wirtschaftsweise, die angebauten Pflanzenarten und die Erntetechnik "verraten". Doch sei all dies an dieser Stelle nicht mehr möglich und man muss froh sein, dass die Bad Camberger Befunde wenigstens zum Teil dokumentiert werden konnten. 

 

Einer ihrer Bedeutung angemessene Sicherung konnte jedoch nicht erreicht werden. "Es spricht vieles dafür, dass sie zu einem größeren Siedlungsareal gehören, dessen einstige Ausdehnung uns wohl für immer verborgen bleiben wird", meint Holger Rittweger abschließend.

Für die Vermessung der Befunde danken wir dem

Vermessungsbüro Willi Sell

Rudolf-Dietz-Straße 13

65520 Bad Camberg

>>> www.sell.de

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letzte Aktualisierung

01.10.2014